Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten

Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten
О книге

Книга "Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten", автором которой является Helene Böhlau, представляет собой захватывающую работу в жанре Зарубежная старинная литература. В этом произведении автор рассказывает увлекательную историю, которая не оставит равнодушными читателей.

Автор мастерски воссоздает атмосферу напряженности и интриги, погружая читателя в мир загадок и тайн, который скрывается за хрупкой поверхностью обыденности. С прекрасным чувством языка и виртуозностью сюжетного развития, Helene Böhlau позволяет читателю погрузиться в сложные эмоциональные переживания героев и проникнуться их судьбами. Böhlau настолько живо и точно передает неповторимые нюансы человеческой психологии, что каждая страница книги становится путешествием в глубины человеческой души.

"Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten" - это не только захватывающая история, но и искусство, проникнутое глубокими мыслями и философскими размышлениями. Это произведение призвано вызвать у читателя эмоциональные отклики, задуматься о важных жизненных вопросах и открыть новые горизонты восприятия мира.

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Die Ratsmädel gehen einem Spuk zu Leibe

Ich weiß noch so manches aus der Zeit, in der das kleine, nun längst wieder bescheidene Weimar ganz unvermutet anfing, mitten unter den tausend und abertausend europäischen Städten und Städtchen sich außerordentlich wichtig zu thun. Es mochte auch alles Recht dazu haben; denn es hatten sich in dem stillen Neste seltene Vögel eingenistet, Vögel, derengleichen vordem in Deutschland nicht gesehen worden waren, und die auch keine Jungen ihrer Art bekommen haben, so daß sie wirklich außerordentlich seltene Vögel geblieben sind, bis heutzutage.

Von dieser Zeit habe ich schon mancherlei geschrieben, und es hat den Leuten vielleicht gefallen, weil es so ruhig hinerzählt war, allem Feierlichen, Schweren aus dem Wege ging, alles Leichtlebige beim Zipfel nahm.

Ich will euch nun wieder aus den Gassen erzählen, aus den Bürgerstuben, aus den Gärten vor der Stadt, von jenen alten, gesegneten Gärten, und ich werde mich auch wieder vorsichtig, wie das erste Mal, an den großen Tieren vorbeidrücken und mich mit den Vergessenen, Verwehten abgeben.

Die werde ich aus ihren Gräbern noch einmal in ihre alte weimarische Sonne locken, von der sie so gerne sich wieder bescheinen lassen würden.

Es ist eine alte Frühlingsgeschichte, die ihr hören sollt, eine weiche, hingeschwundene Frühlingsgeschichte, in der es sproßt und keimt, in der ein lustiger, feuchter Wind weht, Nebel ziehen, in der Herzen schlagen, und in der allerlei behauptet wird, worüber man heutzutage vornehm die Achseln zucken müßte, wollte man auf der Höhe der Zeit stehen; damals aber glaubte und sprach man, was einem Vergnügen machte. So glaubte man in jenen Tagen und tuschelte es sich gegenseitig wie eine interessante Hofgeschichte zu, daß die verstorbene Hofdame der Herzogin Amalie, von der Karl August gesagt hatte: »Genie die Fülle, kann aber nichts machen!« ganz unvornehmerweise spuken gehe, und zwar in Tieffurth, im Park und im Schlößchen.

Man erzählte sich geheimnisvoll die unglaublichsten Dinge. Die bürgerliche Gesellschaft faßte die Sache ernsthaft, aber doch humoristisch auf. Sie hatte ihren Spaß daran, daß die kleine, bucklige, häßliche Dame solche Geschichten machte.

Der Adel aber zog ein sehr bedenkliches Gesicht, denn es war absolut nicht comme il faut von der Göchhausen. – Außerdem sprach die Hofgesellschaft mit einem tiefen Bedauern darüber, daß ihr so etwas »arrivieren« mußte – solch eine »Kalamität«! – Man fand, daß sich die Göchhausen noch nachträglich schwer »ridikulisierte« und unmöglich machte.

Verschiedene Personen waren ihr nachts begegnet, wie sie schimpfend und klagend die Parkwege auf und nieder gehuscht war.

Sie hatten sie ganz genau erkannt, – daran bestand kein Zweifel!

Einem weimarischen Fleischermeister, der ein Kalb von Krommsdorf erst spät heimgetrieben, war sie im Park auch nachgehuscht, und er erzählte, daß sie ihm scheußlich weinerlich und wichtig gesagt habe: »Ich la–ngweil' mich so!« – Weiter nichts. Aber wie sie es gesagt hätte! Wie aus einer Flasche heraus! Der Fleischer konnte es den Mägden, die die Neuigkeit, samt dem Fleisch von dem armen Krommsdorfer Kalb, das die merkwürdige Geistererscheinung mit erlebt hatte, pfundweis nach Hause trugen, gar nicht haarsträubend genug vormachen.

Sie war, wie gesagt, allen möglichen Leuten erschienen, immer klagend, immer schimpfend und immer unzufrieden; – manchmal auch nur murmelnd und brummend; – aber wie murmelnd! – eben ganz wie eine arme Seele murmeln muß: durch die Zähne und wie aus einer Flasche. Es war überhaupt das Merkwürdige und Ueberzeugende an der Sache, daß sich die Göchhausen genau nach Vorschrift benahm, – nach Vorschrift der alten Kobold- und Geistergeschichten.

Die Weimaraner mußten immer etwas zu schwatzen haben und hatten auch gottlob immer etwas; sie waren an die merkwürdigsten Dinge gewöhnt, eine solche Fülle von gesegnetem Klatsch hatte sich seit 1775 auf das graue Rattennest niedergelassen. Seit geraumer Zeit aber schon floß diese Quelle spärlicher, und die verwöhnten Gaumen mußten mit allerhand fürlieb nehmen und thaten dies wohl oder übel.

Zu allererst tauchen aber in unsrer Geschichte ein paar lachende, blütenjunge Gesichter auf, ein paar feste, kindlich behende Körper, blonde, dicke Zöpfe, junge, weiche, noch etwas tollpatschige Hände, helle Kleider, die sich lebendig um diese jungen Körper schmiegen, die sich so jugendsicher auf leichten Füßen bewegen, so kernig, so wohlgebaut und unschuldig.

All diese schönen Dinge miteinander gestalten sich hie zu ein paar Mädchen, die in der alten Wünschengasse daheim sind.

Sie haben ihr Lebtag in der Wünschengasse gewohnt und sind mehr, als ihnen lieb ist, dort bekannt, bei Freund und Feind, Nachbar und Nachbarin.

»Die Ratsmädel« heißen sie bei alt und jung und sind die Töchter des Herrn Rat Kirsten, der, ehrsam und würdig, nie verstanden hat, weshalb gerade ihm das Schicksal diese blonden Hexen aufhalste, die ihm mehr Mühe und Kopfzerbrechen kosteten, als seine Buben. Ja, in der That, er und Frau Rat wären auch nie und nimmermehr mit dem hübschen Paare fertig geworden, wenn nicht die ganze Wünschengasse ihnen beigestanden hätte, die Rangen zu erziehen; und nicht nur die Wünschengasse fühlte sich dazu berufen, alle Freunde und Feinde haben an dem merkwürdigen Werke mitgeholfen. »Da gehen sie!« hieß es, wenn sie miteinander durch die dämmerige Gasse schlenderten. Und wer dies aussprach, schaute ihnen gewissermaßen gespannt nach.



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