Sonntagmorgen
Ich richtete mich zu meinen vollen dreißig Zentimetern Körperhöhe auf und stand stolz und majestätisch vor den anderen.
Unsere Truppe hatte sich in der Bibliothek von Terrance und Monk versammelt. Ein wunderschönes Gemälde eines prächtigen Sibirischen Tigers in all seiner Schönheit war gerade über dem großen Kamin aufgehängt worden. Welch ein Anblick!
Ich konnte fühlen, wie sich die Augen aller von mir zu dem Bild und dann wieder zu mir zurück bewegten. Ich wusste, dass sie von Ehrfurcht ergriffen waren, als sie mich und den Tiger ansahen.
Das Gemälde war eindrucksvoll. Vor dem Hintergrund eines schneebedeckten Berggipfels sprang mein Verwandter, der Sibirische Tiger, in die Luft. Sein Körper war bereit, sich auf das zu stürzen, was wir nicht sehen, sondern nur erahnen konnten.
Sein edles Gesicht war ein unvergesslicher Anblick. Seine scharfen Fangzähne waren bereit, etwas für unsere Augen Unsichtbares zu erfassen. Welch eine ungeheure Kraft, mit der zu rechnen ist! Er war überwältigend.
Meine pelzigen Detektivfreunde waren sichtlich beeindruckt. Mir schwellte die Brust! Ich konnte mich nicht beherrschen.
Ich stolzierte durch die Bibliothek, wohl wissend, dass meine Familie, zu der meine hübsche Siam-Schwester Cara und auch mein Bruder Fromage – der Käse anbetende Plagegeist – gehören, mich mit Ehrfurcht ansah.
Unsere Adoptivhamsterin Charlotte war ganz hingerissen von dem Anblick meines Cousins, des prächtigen Sibirischen Tigers. Sie starrte ihn mit ihren weit aufgerissenen Augen staunend an.
Sogar Terrance, der weltberühmte Detektiv, warf dem Sibirischen Tiger einen respektvollen Blick zu. Auch sein Hausgenosse Monk, der Russisch-Blau-Kater, und unser Nachbar Polo, der aufbrausende Pekinesen-Welpe, beäugten den Tiger staunend.
Unsere Mama, Missy, die energische junge Menschenfrau, die wir alle gemeinsam besitzen, schaute immer wieder mal abwechselnd auf das Bild und zu mir.
Ich bin ein bezaubernd hübsches Kätzchen, wenn ich das so sagen darf. Ich bin schnurrtastisch!
Ich bin mir bewusst, dass ich überall, wo ich hingehe, für Aufsehen sorge.
Ich gehöre der Sibirischen Rasse an, die auch als Moskauer Halblanghaar bekannt ist. Meine Vorfahren stammen aus Russland. Abgesehen von unserem anmutigen Aussehen sind wir Sibirier auch für unsere geschickten Sprungkünste bekannt.
Obwohl Sibirier bekanntlich groß sind, bin ich eine Version im Taschenformat und wiege nur drei Kilo. Ich habe kurze, kräftige Hinterbeine, große, wohlgerundete Pfoten und einen prächtigen Schwanz. Mein Fell ist seidig, rauchgrau und weiß.
Ihr müsst einen Blick auf meinen Schwanz werfen. Er ist wirklich prächtig und buschig.
Ich sehe in mir selbst eine Spitzen-Detektiv-Katze. Ich habe bereits mehrere Fälle mit der Unterstützung meines Detektivteams von Inca & Company gelöst.
Solo war der Besitzer der Villa in der Nähe unseres kleinen Cottage. Er hatte dieses prächtige Gemälde eines Sibirischen Tigers bestellt. Das Gemälde war in einem großen Lastwagen angekommen und noch am selben Tag aufgehängt worden. Wir hatten von seiner Ankunft gehört und waren hinüber geeilt, um es uns anzusehen.
Das Gemälde stammt aus Südkorea. Wir erfuhren, dass der Sibirische Tiger hauptsächlich in der Bergregion im fernen Osten Russlands lebt. Früher bewohnte er einen Großteil der Koreanischen Halbinsel. Heutzutage lebt nur noch eine unbekannte Anzahl Sibirischer Tiger in den Schutzgebieten an der Grenze zwischen China und Nordkorea.
Ich sah dieser prächtigen Sibirischen Tigerkatze nicht sehr ähnlich, aber wir hatten die gleiche sibirische Herkunft. Das war eine Ehre für mich.
Aha! Ha!
Sonntagnachmittag
Es ist bemerkenswert und es war genau zum richtigen Zeitpunkt, dass wir das große Gemälde des Sibirischen Tigers in der Bibliothek von Solo gesehen haben.
Solo servierte uns ein üppiges Essen. Danach redete Mama mit ihm, um ihm von ihren Neuigkeiten zu berichten. Fromage schmatzte mit den Lippen, weil er ein leckeres Stück Käse verputzt hatte. Cara war damit beschäftigt, ihr wunderschönes Fell abzulecken und dafür zu sorgen, dass ihr hübsches Gesicht gepflegt und sauber war.
Was mich betrifft, so bin ich von Natur aus neugierig. Als ich dem Gespräch zwischen Mama und Solo aus der Ferne lauschte, zuckten meine Ohren. Also trabte ich lässig hinüber und sprang auf Mamas Schoß und unterbrach damit ihre Unterhaltung.